Was ist Ojas?

Ojas– «Odschas» ausgesprochen – ist ein Begriff, dem wir in den ayurvedischen Lehrbüchern immer wieder begegnen. Die Natur von zu erahnen oder gar zu verstehen, ist anspruchsvoll. Ojas kann als feinste Substanz beschrieben werden, die den Körper mit Geist und Seele verbindet. Manchmal wird Ojas auch als Bindeglied zwischen Bewusstsein und Materie bezeichnet. Seine Substanz ist gleichzeitig feinste Materie und immaterielles Bewusstsein.

Ojas ordnet die Wechselbeziehungen der Doshas Vata, Pitta und Kapha, der Gewebe, Organe und Organsysteme. Laut Ayurveda hält es Verdauung und Stoffwechsel aufrecht, baut Körpergewebe auf, steuert Transformationen, fördert Ausstrahlung, Vitalität und Stärke. Ojas sollen den Alterungsprozess verlangsamen und die Immunität stärken. Auch eine gute Konzentrationsfähigkeit, klares, positives Denken und der Schutz vor psychischen und psychosomatischen Störungen wird  im Ayurveda Ojas zugeschrieben.

Laut Ayurveda hält es Verdauung und Stoffwechsel aufrecht, baut Körpergewebe auf, steuert Transformationen, fördert Ausstrahlung, Vitalität und Stärke.

Entstehung & Förderung

Wenn Ojas so viele positive Eigenschaften aufweist – wie entsteht es und wie kann diese Substanz gefördert werden?

Dazu befassen wir uns kurz mit dem Verdauungsprozess und den sieben Körpergeweben (Dhatus), wie in der Ayurveda beschreibt. Denn es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen einem starken Agni, den Dhatuund Ojas, das als subtilstes Endprodukt einer einwandfreien, mehrstufigen, sich ständig verfeinernden Transformation der Nahrung entsteht.

Der Ayurveda beschreibt detailreich, wie sich die eingenommene Nahrung durch sieben verschiedene Körpergewebe hindurch umwandelt. Das erste Dhatu ist Rasa (Plasma), das zweite Rakta (zellulärer Anteil des Blutes), das dritte Mamsa (Muskulatur), das vierte Meda (Fettgewebe), das fünfte Asthi (Knochengewebe), das sechste Majja (von Knochen umschlossenes Gewebe wie Knochenmark und zentrales Nervensystem) und das siebte Shukra (Eizelle und Sperma). Jedes dieser Körpergewebe will ausreichend ernährt werden, damit der Mensch gesund und vital ist. Wenn dieser Prozess einwandfrei funktioniert, entsteht als Endprodukt oder Essenz Ojas.

Charaka Samhita, das bekannte ayurvedische Kompendium beschreibt Ojas, das mit modernen Diagnosemethoden wohl kaum feststellbar ist, als «weissliche bis gelbrote Flüssigkeit, die wie Honig schmeckt und wie Puffreis riecht». Wenn es zum ersten Mal im menschlichen Körper produziert wird, hat es die goldene «Farbe von Ghee» (ayurvedisches Butterfett).

Seine Qualitäten werden ganz differenziert als «schwer, kühl, weich, glatt, ruhig, zähflüssig, süss, stabil, klar, klebrig, zusammenhaltend und ölig» beschrieben.

Wer nun einen Bezug zum Kapha Dosha macht, dessen Qualitäten mit ähnlichen Eigenschaften umschrieben werden, liegt gar nicht so falsch. Ojas steht mit dem Kapha Subdosha « Tarpaka in Verbindung, welches laut Ayurveda seinen Sitz im Gehirn und im Rückenmark hat und die Sinnesorgane nährt.

Ojas Aufbauen

Im Ayurveda zielen alle Massnahmen auf den Aufbau und den Erhalt von Ojas ab. Ausdruck von frei fliessendem Ojas erkennen wir an der Ausstrahlung, Lebenskraft, einer vitalen Hautfarbe und strahlenden Augen.

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Mangel an Ojas

Besteht hingegen ein Mangel an Ojas, so führt dies unweigerlich zu einem Verlust von Vitalität. Aus ayurvedischer Sicht sind u.a. negative Emotionen, zu wenig oder zu viel Schlaf, sportliche Überaktivität, unbekömmliche Nahrung, eine schwache Verdauungskraft, etc. für eine ungenügende Ojas-Produktion verantwortlich.

Deshalb legt der Ayurveda grössten Wert auf ein starkes Agni, eine frische, dem persönlichen Dosha Typ und der Jahreszeit angepasste Ernährung, ein gesundes Gleichgewicht von Ruhe und Aktivität, die Ausübung von erfüllenden Tätigkeiten sowie Techniken, die ein geistiges Gleichgewicht fördern.

Ojas fördernde Pflanzen

Laut der traditionellen ayurvedischen Schriften sind auch zahlreiche Pflanzen wie beispielsweise Indisches Basilikum (Tulsi), Ingwer, Galgant, Ashwagandha (Winterkirsche), Brahmi(Indisches Wassernabelkraut), Rosenblätter, Pippali (langer Pfeffer), Amalaki, Lavendel und viele andere für ihre Ojas fördernden Qualitäten bekannt.