Wortbedeutung von Yoga und Ayurveda

Beide Begriffe ­– «Yoga» und «Ayurveda» – entstammen der vedischen Ursprache Sanskrit. Ayurveda setzt sich aus «ayus» (Leben) und «veda» (Wissen) zusammen. Daher wird Ayurveda gerne als das «Wissen vom langen, gesunden Leben» bezeichnet.

«Yoga» wird als «Einheit» übersetzt, wobei das deutsche Wort die komplexe Bedeutung dieses Begriffs nie vollständig erfassen kann.

In den letzten Jahrzehnten haben die Bezeichnungen «Yoga» und «Ayurveda» zunehmend an Bekanntheit gewonnen. Leider ist dabei das zugrunde liegende vedische Wissen oftmals einer eher oberflächlichen Betrachtungsweise gewichen. Sowohl Ayurveda wie auch Yoga sind für viele hauptsächlich zu einem trendigen Konsumgut geworden.

Wie die beiden Systeme Yoga und Ayurveda im Veda eingebettet sind, erfahren Sie in diesem Blog.

«Yoga und Ayurveda liegt Jahrtausende altes vedisches Wissen zugrunde»

40 Aspekte des Veda

«Veda» wird etwas vereinfacht als «Wissen» übersetzt. Gemeint ist ein umfassendes, kosmisches Wissen, das sämtliche Bereiche des Lebens erklärt. Veda ist Bewusstsein, Ordnung, Struktur und bildet die Grossartigkeit des Universums ab.

Traditionell werden 40 Aspekte des Veda beschrieben. In der heutigen Zeit kennen wir vor allem Yoga und Ayurveda, meistens als praktisch anwendbare Systeme.

Wem Ayurveda und Yoga schon vertraut sind, der oder die ist vielleicht auch schon mit vedischer Musik (Gandharva Veda), vedischer Architektur (Sthapatya Veda) oder vedischer Astrologie (Jyotish) in Kontakt gekommen – auch sie gehören zu den 40 Aspekten des Veda.

«Zu den 40 Aspekten des Veda gehören auch Yoga und Ayurveda»

4 Yoga Traditionen (vierblättriges Kleeblatt)

Yoga bedeutet weit mehr als entspannende und kräftigende Körperübungen. Als einer der 40 Aspekte des Veda basiert Yoga auf vier verschiedenen Traditionen, vergleichbar mit den Blättern eines vierblättrigen Kleeblattes. Diese vier ursprünglichen Yoga-Traditionen haben alle das hohe Ziel, die Verbindung des individuellen Seins des Menschen mit seinem höheren Selbst herzustellen. Das verbindende Ziel all dieser Yoga Traditionen ist Einheitsbewusstsein, die immerwährend gelebte Einheit des individuellen, kleinen Selbst mit dem grossen, kosmischen Selbst. Einzig in der Ausrichtung unterscheiden sich die vier Traditionen:

  • Karma Yoga: «Handlung», gegründet im «Sein» handeln.
  • Gyan Yoga: «Wissen, Meditation»
  • Bhakti Yoga: «Hingabe» an die Schöpfung, an den Meister, an Götter etc.
  • Raja Yoga: «Königlicher Weg, Beherrschung des Geistes»

 

Das heute bekannte und beliebte Hatha Yoga, das eine Vielzahl von Körperübungen beinhaltet, basiert auf keiner eigenständigen Tradition.

«Yoga gründet auf vier unterschiedlichen Traditionen»
Yogapositionen im Zyklus

Hatha Yoga – Yoga Vielfalt heute

Yoga ist seit einigen Jahrzehnten überaus beliebt. Neben seriösen Yogaschulen und Yogastudios wird der Markt heute von einer unübersichtlichen Palette spezifischer Angebote wie Yoga Nidra, Power Yoga, Yoga für Kinder oder Senioren bis hin zu Yoga am und auf dem See ergänzt. Selbstverständlich blüht auch der Markt für spezielle Yoga Kleidung, eine breite Auswahl an Matten und weitere Hilfsmittel. Die Yoga Community gibt Identität und Zugehörigkeit. Wer Yoga ausübt oder gar lehrt, geniesst Respekt und Ansehen in unserer Selbstoptimierungsgesellschaft.

Hatha Yoga geht auf verschiedene (auch selbsternannte) Meister und viele verschiedene Quellen zurück, und beinhaltet hauptsächlich Übungen zur Kräftigung, Entspannung, Gelenkigkeit und für ein stabileres Gleichgewicht des Körpers. Oftmals werden Yoga Sessions durch Klänge, zarte Musik, Mantra-Rezitationen und geführte Meditationen untermalt. Auch wenn viele Yoga Praktizierende auf solche Angebote schwören, hat all dies nur noch wenig mit dem ursprünglichen Ziel des Einheitsbewusstseins zu tun.

«Hatha Yoga wird in unzähligen Variationen gelehrt»

Gemeinsame Ziele von Yoga und Ayurveda

Wenn wir uns auf die ursprünglichen Ziele der Yoga-Traditionen und des Ayurveda zurückbesinnen, finden wir viele Parallelen. Das höchste Ziel ist die Vereinigung des individuellen Selbst mit dem kosmischen Selbst in der Erfahrung von Erleuchtung. Ayurveda, das älteste und umfassendste Gesundheitssystems der Welt, strebt mit all seinen differenzierten Ansätzen ein langes, gesundes Leben an. Gesundheit und spirituelle Entwicklung gehören untrennbar zusammen.

«Die ursprünglichen Ziele von Yoga und Ayurveda gleichen sich»
Frau macht Yoga im Sonnenuntergang

Yoga und Ayurveda ergänzen sich Ideal

Um spirituelles Wachstum, höheres Bewusstsein und Einheit erfahren zu können, spielt der körperliche Zustand des Menschen eine wichtige Rolle. Körper und Geist erfahren in der Meditation feinere Bewusstseins-Ebenen, wenn die Körperstrukturen frei von Widerständen und Blockaden sind. Reinigung, Stärkung und Prävention sind die grundlegenden Qualitäten des ayurvedischen Gesundheitssystems. Körperliche Yogaübungen als Teil der persönlichen Tagesroutine ergänzen die umfassenden Ansätze des Ayurveda und tragen zu einem langen, gesunden und glücklichen Leben bei. Ayurveda kann als ergänzende Massnahme auf dem yogischen Weg betrachtet werden, indem das Körper-Geist-System stetig verfeinert und die Körperintelligenz gestärkt wird. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigt die Erfahrung, wenn wir vollständig im Fluss des Lebens sind.

«Yogaübungen und Ayurveda ergänzen sich ideal»

Maharishi Patanjali: Yoga Sutras / acht Glieder des Yoga

Maharishi (der grosse Seher) Patanjali soll um ca. 200 v.Ch. in Indien gelebt haben. Er ist der Verfasser der 195 Yoga Sutras (Sutras sind weise Merksätze, Regeln). In Sutra 29 der Yoga Sutras wird der achtgliedrige Pfad des Yoga beschrieben (Ashtanga Yoga).

Über viele Jahrhunderte wurden Maharishi Patanjalis Ashtanga Yoga Sutras als acht Stufen interpretiert, die es zu erklimmen gelte, um als letzten Schritt Erleuchtung zu erlangen.

Maharishi Mahesh Yogi, der Begründer der Transzendentalen Meditation, erklärt die Yoga Sutras jedoch in ihrer ursprünglichen Bedeutung als acht Glieder des Yoga. Mit der direkten Erfahrung von Samadhi, dem reinen, transzendentalen Bewusstsein, entwickeln sich gleichzeitig alle Lebensbereiche. Zu den acht Gliedern gehören u.a. Asana (Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen) und Dhyana (Meditation).

«Yoga Sutras sind als acht Glieder des Yoga zu verstehen»
Sanskrit schriften

Yoga Praxis / Tipps

Yoga und Ayurveda ergänzen sich sowohl aus theoretischer wie auch aus praktischer Sicht hervorragend. Sie bilden ein unschlagbares Duo, welches den Geist entspannt und klärt und den Körper reinigt und stärkt. Um von den Yoga Asanas (Körperübungen) rundum profitieren zu können, lohnt es sich, ein paar Dinge zu beachten:

 

  • Lernen Sie Yoga Übungen von einer qualifizierten Yoga Lehrperson.
  • Youtube oder ähnliche Quellen mögen als Inspiration dienen, können eigene Haltungsfehler aber nicht korrigieren.
  • Falsch oder mit zu viel Ehrgeiz ausgeführte Yogaübungen können zu Verletzungen führen.
  • Beginnen Sie mit einer Minute Stille (bei geschlossenen Augen bequem und aufrecht im Schneidersitz sitzend).
  • Führen Sie alle Übungen anstrengungslos aus, dehnen Sie nur soweit, wie es ihr Körper erlaubt.
  • Atmen Sie ruhig und begleiten Sie alle Empfindungen mit ungeteilter Aufmerksamkeit (dies ist der spirituelle Aspekt der Körperübungen).
  • Nehmen Sie körperliche Empfindungen wahr, so lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit an diese Stelle. Dadurch fliesst mehr Energie dorthin und Entspannung geschieht.
  • Der spirituelle Yoga-Weg profitiert besonders durch Verhaltensweisen und Nahrungsmittel, die Sattwa fördern (ein Dosha des Geistes, das für Reinheit und Harmonie steht).
«Anstrengungslosigkeit ist der Schlüssel zu erfolgreicher Yogapraxis»

Auf einen Blick

  • Yoga und Ayurveda ergänzen sich ideal
  • Im ursprünglichen Sinn ist Yoga ein Weg zu Einheitsbewusstsein
  • Yoga ist einer der 40 Aspekte des Veda
  • Es gibt vier grosse Yoga-Traditionen
  • Hatha Yoga beschreibt Körperübungen
  • Yogaübungen sollen anstrengungslos ausgeführt werden

Anmerkung und Dank!

Dieser Artikel über Yoga und Ayurveda entstand in Zusammenarbeit mit Jasmin Paulussen. Sie ist Lehrerin für Transzendentale Meditation und deren Fortgeschrittenentechniken, wozu auch Yoga-Techniken und ayurvedische Ansätze zählen. Jasmin Paulussen leitet das TM Center Basel und zusammen mit ihrem Partner das Veda Center in Zürich Oerlikon.

https://vedacenter.ch