Sommer ist Pitta-Zeit

Das Jahrtausende alte Wissen des Ayurveda hilft uns zu verstehen, was sich mit dem Übergang von der feucht-kühlen Kapha-Zeit im Frühling zur Pitta-Zeit im Sommer verändert. Pitta ist, neben Vata und Kapha, ein kosmisches Funktionsprinzip (ayurvedisch als Dosha bezeichnet), das in der Natur und auch in unserem Organismus aktiv ist. Jedes dieser drei Doshas wird zu unterschiedlichen Anteilen mit den Elementen Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde assoziiert. So werden die Elemente Feuer und ein wenig Wasser dem Pitta Dosha zugeordnet. Pitta ist demnach hitziger und feuchter Natur. Pitta sorgt dafür, dass die gesunde Balance zwischen aufbauendem Kapha und auflösendem Vata erhalten bleibt.

Heisse Sommermonate, in denen oft schwüles Wetter vorherrscht, sind daher eine direkte Erfahrung von Pitta, wo Feuer und Wasser zusammentreffen. Noch prägnanter sind Gewitter, die sich in dieser Jahreszeit gerne mit grosser und eindrücklicher Energie entladen.

Mein persönliches Dosha im Sommer

Laut ayurvedischem Wissen verstärkt «Gleiches» die gleichen Eigenschaften, während das «Gegenteil» diese Eigenschaften vermindert und harmonisiert.

Wer in seinem Organismus naturgemäss viel feurige Pitta-Energie aufweist, also ein dynamischer, zielgerichteter, ehrgeiziger, temperamentvoller, sportlicher, emotionaler Pitta-Typ ist, dem kann das feucht-heisse Klima des Sommers und die starke Sonneneinstrahlung zu schaffen machen. Vata und Kapha Typen hingegen mögen die zunehmende Wärme und das starke Sonnenlicht meist. Vata profitiert ausserdem von der Feuchtigkeit in der Luft; von der austrocknenden Wirkung der Sonne hingegen weniger.

Wie gleiche ich Pitta aus?

Im Sommer ist der Körper bestrebt, die äussere Hitze auszugleichen und dem Organismus Kühlung zu verschaffen. Dies kann durch entsprechende Verhaltensweisen wie auch durch eine angepasste Ernährung geschehen. Eine Drosselung der körpereigenen Wärmeproduktion erfolgt durch die Absenkung des Stoffwechsels und daher auch zu einer Reduzierung der Verdauungskraft Agni. Wir erfahren dies, indem wir an heissen Sommertagen oft weniger Appetit haben.

Eine Drosselung der körpereigenen Wärmeproduktion erfolgt durch die Absenkung des Stoffwechsels und daher auch zu einer Reduzierung der Verdauungskraft Agni. Wir erfahren dies, indem wir an heissen Sommertagen oft weniger Appetit haben.
Tipps für Ayurveda Ernährung im Sommer

Gesund essen im Sommer

Eine reduzierte Verdauungskraft, in der ayurvedischen Terminologie als «schwaches Agni» bezeichnet, verlangt nach Lebensmitteln, die leicht verdaulich sind und «kühlend» wirken. Jedes Lebensmittel wirkt laut Ayurveda wärmend oder kühlend, unabhängig von der Zubereitungsart. Auch die Menge der eingenommenen Nahrung soll nun dem kleineren Appetit angepasst werden. Beachten Sie dabei ihren persönlichen Sättigungspunkt. Warme, frisch gekochte und mild gewürzte Nahrung – oder für Pitta-Typen ist auch etwas kühleres geeignet – gelten als besonders gut verträglich. Eiskalte Gerichte hingegen lassen das ohnehin reduzierte Verdauungsfeuer schockartig erlöschen und die Wärmeproduktion anschliessend noch mehr ansteigen. Im Sommer dürfen frische Salate und eine angemessene Menge Rohkost die Mittagsmahlzeiten ergänzen. Auch an der Fülle der nun saisonal verfügbaren, reifen Früchte darf man sich erfreuen.

Die Menge der eingenommenen Nahrung soll nun dem kleineren Appetit angepasst werden.

Generell soll man im Sommer die Geschmacksrichtungen süss, bitter und herb bevorzugen, da diese Pitta reduzieren. Allzu scharfe, saure, salzige Nahrungsmittel und ein hoher Konsum von rotem Fleisch erhöhen Pitta und belasten den Organismus.

Pitta ausgleichende Nahrungsmittel – ideal im Sommer

  • Saftige Melonen
  • Reife Äpfel und Birnen
  • Granatäpfel
  • Frische Feigen
  • Süsse Beeren
  • Zitronen (obwohl sie sauer schmecken)
  • Reife Avocados
  • Frische Kokosnüsse
  • Grüne Salate
  • Artischocken
  • Grüne Bohnen/Erbsen
  • Frische Gurken
  • Spargeln
  • Fenchel
  • Zucchini
  • Kohlgemüse
  • Kartoffeln
  • Dinkel/Weizen (auch als Pasta)
  • Gerste
  • Reis
  • Amaranth
  • Quinoa
  • Kuhmilch, aufgekocht
  • Ghee
  • Butter
  • Lassi (Joghurt verdünnt)
  • Frisch- und Weichkäse
  • Hüttenkäse
  • Ziegenkäse
  • Süsse Fruchtsäfte
  • Kokoswasser
  • Pfefferminztee
  • Lassi (z.B. mit Rosenwasser)
  • Tee aus Pitta reduzierenden Gewürzen
  • Stilles Wasser (evtl. mit Kräutern oder Früchten aromatisiert)
  • Sharkara (ayurvedischer Rohrzucker)
  • Ahornsirup
  • Birnendicksaft
  • Ghee
  • Kokosöl
  • Olivenöl
  • Sonnenblumenöl
  • Rapsöl
  • Kürbiskernöl
  • Leinöl
  • Fenchelsamen
  • Koriandersamen
  • Kreuzkümmel
  • Kurkuma
  • Safran
  • Salbei
  • Estragon
  • Minze, Pfefferminze
  • Rosenblütenblätter
  • Gewürzmischungen aus Pitta reduzierenden Gewürzen

Trinken im Sommer

Da der Körper im Sommer mehr schwitzt (besonders die feurigen Pitta Typen), muss stets für eine regelmässige Zufuhr von Flüssigkeit gesorgt werden.

Da die körpereigene Temperatur bei rund 36/37°C liegt und die komplexen Verdauungsprozesse Wärme verlangen, sollen laut Ayurveda auch bei Sommerhitze mindestens zimmerwarme Getränke eingenommen werden.

Getränke sollten im Sommer nicht eiskalt sein, sondern mindestens Zimmertemperatur haben

Eisgekühlte Drinks oder Mineralwasser und Bier direkt aus dem Kühlschrank löschen das Verdauungsfeuer Agni und versetzen die Verdauungsorgane in einen «Schockzustand» mit unvorteilhaften Auswirkungen auf die Gesundheit. Auch der Konsum von Pitta erhöhenden Getränken wie Alkohol oder Kaffee sollte nun reduziert werden.

Spaziergänge in der Sommerzeit am kühleren Morgen oder Abend

Ayurvedische Tagesstruktur

Die Aussentemperatur erhöht sich mit zunehmendem Sonnenschein vom Morgen bis zum späteren Nachmittag, wann sie den höchsten Stand erreicht. Danach geht die Temperatur langsam wieder zurück. Wenn wir die noch kühleren Morgenstunden und die frühen Abendstunden für Aktivitäten nützen können, werden wir uns in der Pitta Jahreszeit wohler fühlen. Kühle Wälder, Ufer von Gewässern und luftige Schattenplätze in Parks oder auf dem heimischen Balkon sind nun besonders willkommen. Auch sollte im Freien immer an einen entsprechenden Sonnenschutz (eine Sonnencreme, eine Sonnenbrille und eine zuverlässige Kopfbedeckung) gedacht werden.

Da die Verdauungskraft laut Ayurveda mittags am stärksten ist, sollte auch im Sommer, wenn immer möglich, die Hauptmahlzeit zwischen 12.00 und 14.00 eingenommen werden.

Laue, helle Sommerabende und gemütliche Stunden im Freien verführen uns dazu, später als üblich zu Bett zu gehen. Austrocknende Hitze tagsüber und eine unregelmässige Tagesstruktur mit vielen Aktivitäten können nicht nur Pitta, sondern auch Vata aus dem Gleichgewicht bringen. 

Da kann es helfen, eine gewisse Tagesstruktur aufrechtzuerhalten und rechtzeitig zwischen 22.00 und 22.30 schlafen zu gehen.

Bewegung und Sport in der heissen Zeit

Fitte und gut trainierte Menschen sind attraktiv! Weniger Freude hingegen bereiten dem Beobachtenden ambitionierte Sportler, die sich mit hochrotem Kopf, schwitzend und keuchend bei mittäglicher Hitze über ihre Rennstrecke quälen.

Auch sportliche Aktivitäten müssen unbedingt dem sommerlichen Klima angepasst werden, sollen sie einer ganzheitlichen Gesundheit dienen.

Also besser die morgendliche Kühle nutzen oder abends nicht allzu spät trainieren. Auch Betätigungen im, unter und auf dem Wasser sind herrliche Möglichkeiten, sich sportlich zu bewegen. Überhaupt darf man in heissen Sommern etwas spielerischer und mit weniger Ehrgeiz trainieren. Sport soll ja auch Spass machen und sinnvoller Ausgleich zu sitzenden Tätigkeiten sein.

Körperpflege im Sommer für das Pitta Dosha Ayurveda

Körperpflege in der Pitta-Zeit

Wer in kühleren Jahreszeiten unter trockener Haut leidet, wird im Sommer wahrscheinlich erfreut feststellen, dass sie nun gut befeuchtet und glänzend ist. Dafür gilt es jetzt, die Haut vor allzu langer Sonnenexposition zu schützen und sie auch nach Sonnen- und Wasserbädern gut zu pflegen. Besonders die sensible, helle Pitta-Haut kann auf äussere Einflüsse schnell mit Rötungen und Entzündungen reagieren.

Erfrischend sind kühlende «Hydrolate», wie z.B. Rosenwasser oder Sandelholz-, Salbei- und Pfefferminz-Hydrolate, die auf den erhitzten Körper gesprüht werden können.

Pitta ausgleichende Produkte – vom Massageöl über Körpercremen und -lotionen, vom Sonnenschutzmittel bis zu Gels für die kühlende Pflege geröteter Haut – sollten unbedingt nach den hohen Standards der Naturkosmetik produziert sein. Denn nicht nur das Auge, auch der ganze Körper «isst» mit, und nimmt die Inhaltsstoffe über die Haut auf.

Auf einen Blick

  • Der Sommer ist die ayurvedische Pitta-Zeit
  • Pitta ist hitziger und feuchter Natur – ebenso wie der heisse, schwüle Sommer
  • Besonders Menschen mit hohem Pitta-Anteil sollten für kühlenden Ausgleich sorgen
  • Im Sommer arbeitet Agni auf reduzierter Flamme – Ernährung anpassen
  • Die Geschmacksrichtungen süss, bitter und herb bevorzugen
  • Ausreichend trinken – warm bis lauwarm, nie eiskalt
  • Sportliche Aktivitäten auf kühlere Tageszeiten legen, Intensität anpassen
  • Den Körper mit besänftigenden und kühlenden Produkten pflegen
  • Sich nicht überfordern
  • Jeden warmen, lichtdurchfluteten Sommertag geniessen