Frau Dr. in med. Valeria Schachinger ist eine engagierte Allgemein- und Ayurvedamedizinerin in Geboltskirchen, Österreich. Zusammen mit ihrem Vater, dem bekannten Ayurveda Pionier und Buchautor Dr. med. Wolfgang Schachinger, führt sie das Zentrum für Maharishi Ayurveda namens somaFrau Dr. in med. Schachinger verfügt neben einer fundierten theoretischen und praktischen Ausbildung in Ayurvedamedizin auch über eine Ausbildung für Orthomolekulare Medizin und ist als Mikronährstoff-Coach tätig.

Dieses Interview wurde in schriftlicher Form geführt.

Eine Zusammenfassung – in Form eines Gesprächs per Zoom zwischen Dr. in med. Valeria Schachinger und Samira Moisio, der Geschäftsführerin  der AyurVeda AG – finden Sie weiter unten.

Frau Dr. in med. Valeria Schachinger, es scheint, als seien heute immer mehr Menschen von Allergien betroffen. Können Sie dies aufgrund Ihrer Erfahrungen in der medizinischen Praxis bestätigen?

Ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass ich in der Praxis sehr häufig mit dem Thema konfrontiert bin. Ob es mehr Menschen werden, das kann ich schwer sagen. Sicher ist, dass die zunehmende Giftstoffbelastung unserer Umwelt und insbesondere der Luft einen Beitrag dazu leistet, dass Allergien ein häufiges Gesundheitsthema sind.

Anfang Februar herrscht noch tiefer Winter. Pollenallergien (Heuschnupfen) sind erst im Frühjahr – wenn Gräser und Bäume blühen – zu erwarten.

Weshalb lohnt es sich, schon heute darüber zu sprechen?

Ein Körper, der in Balance ist, kann deutlich besser mit sogenannten Allergenen umgehen als ein Körper im Ungleichgewicht. Im Ayurveda geht man davon aus, dass allergische Symptome dann auftreten, wenn Allergene auf einen «fruchtbaren Boden» treffen, ein instabiles Immunsystem, gestörte Verdauungskraft, Doshas, die aus der Balance geraten sind. Deshalb ist es wichtig, seinen Körper schon frühzeitig zu reinigen und ihn möglichst ins individuelle Gleichgewicht zu bringen, dann hat die Allergie weniger Chancen.

Wo liegen – nach ayurvedischen Erkenntnissen – die Ursachen für Allergien?

Wenn das Geist-Körper-System im Ungleichgewicht ist, kann es zu Störungen des Immunsystems kommen. Die häufigste Ursache dafür ist die Ansammlung von Ama, wörtlich «dem Unverdauten», das heisst von Stoffwechselschlacken im System. Ama ist der fruchtbare Nährboden für Krankheiten. Eine vermehrte Ansammlung von Ama mindert die Produktion und den Fluss von Ojas. Ojas ist die Körperflüssigkeit, die für unsere Abwehr und die Aktivität unserer Immunzellen verantwortlich ist. Das bedeutet, ein gereinigter Körper – frei von Ama – kann mit der Konfrontation mit Allergenen wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaaren deutlich besser umgehen, und nicht immer muss es zu einer überschiessenden Reaktion des Immunsystems z.B. zu Entzündungen der Schleimhäute oder Hautreaktionen kommen.

Welche Dosha Typen sind besonders von Allergien betroffen? Beobachten Sie Dosha spezifische Symptome?

Vor allem ein Überschuss des Dosha Kapha fördert die Ausprägung der allergischen Symptome. Wenn bereits viel Kapha in der naturgegebenen Konstitution ist, kann es vor allem im Frühjahr unangenehm werden. Das Frühjahr ist die Kapha Zeit des Jahres. Das heisst, in dieser Jahreszeit kommt es durch die Einflüsse der Umwelt zusätzlich zu einer Vermehrung von Kapha im Körper. Deshalb sind Menschen mit Kapha Konstitution besonders im Frühjahr häufiger von allergischen Beschwerden geplagt.

Aber jeder Konstitutionstyp sollte im Frühjahr darauf achten, Kapha reduzierende Massnahmen zu befolgen. Ein Kapha Überschuss führt zu vermehrter Schleimproduktion, vor allem in den Nebenhöhlen und Bronchien. Ausserdem führt er zu Müdigkeit, Trägheit und Dumpfheit im Kopf. Kommt noch ein Überschuss von Pitta hinzu, kann es zu entzündlichen Beschwerden der Augen und Rötungen und Juckreiz der Haut kommen. Die Kombination von Kapha und Vata im Überschuss führt hingegen oft zu obstruktiven Lungenbeschwerden wie Asthma oder Pseudo-Krupp im Kindesalter.

Was kann ich präventiv (vorbeugend) tun, um nicht jedes Frühjahr erneut von Heuschnupfen betroffen zu sein?

Die wichtigste Massnahme ist es, den Körper regelmäßig von Ama zu befreien. So wird die Produktion von Ojas gefördert und das sorgt für ein balanciertes Immunsystem. Die beste Methode dafür ist, eine ayurvedische Pancha Karma-Kur durchzuführen. Nicht immer ist das im stationären Rahmen möglich, aber dank der heutigen Technik gibt es mittlerweile ayurvedische Reinigungskuren, die ärztlich begleitet zu Hause durchgeführt werden können.

Man sollte bei bekannten Allergien mindestens 2 x pro Jahr eine Reinigung durchführen. Der beste Zeitpunkt dafür ist um den Jahreszeitenwechsel. Wenn man eine Reinigung im Frühjahr macht, sollte man darauf achten, dass sie VOR der Allergiesaison stattfindet.

Was kann ich tun, wenn die Nase kitzelt, der Hals kratzt und die Augen brennen? Verraten Sie uns ein paar einfache ayurvedische Tipps für den Alltag, wie Allergiker ihr Wohlbefinden verbessern können?

Es gibt einige sehr traditionelle Massnahmen im Ayurveda, die bei allergischen Symptomen empfohlen werden. Ich möchte die für mich alltagstauglichsten kurz auflisten:

  • Kleine Nasenreinigung am Morgen –dazu gibt man nach der Mundhygiene einen Tropfen Öl in jedes Nasenloch, zieht ihn intensiv mehrmals hoch und spuckt dann das Öl, das in den Rachen läuft, mit dem Schleim aus. Die morgendliche Reinigung und Beruhigung der Nasenschleimhäute mit Ölen haben im Ayurveda einen sehr hohen Stellenwert. Das Öl (z.B. Nasya thailam oder Anu thailam) reinigt und kräftigt die Schleimhäute und sollte bei Allergikern Teil der Morgenroutine sein.
  • Gandusha – Ölziehen morgens nach dem Zähneputzen: Auch hier wird durch die Kraft der Öle die Schleimhaut, unsere erste Immunabwehr, gestärkt. 
  • Heisswasser trinken – kräftigt das Verdauungsfeuer Agni und reduziert die Ansammlung von Ama.
  • Tägliche Bewegung – 30 Minuten flottes Gehen an der frischen Luft.

Je nach Intensität der allergischen Beschwerden können süssholzhaltige Präparate eingenommen werden, die sich sehr gut bewähren. Dazu sollte eine Ayurvedaärztin oder ein Ayurvedaarzt aufgesucht werden.

Ist es hilfreich, wenn ich meine Ernährung umstelle?

Generell sollte man im Frühjahr auf kapha-reduzierende Kost achten. Das heisst, schwere und sehr deftige Speisen, wie wir sie im Winter zu uns nehmen können, sollten jetzt wieder reduziert werden.

Stattdessen dürfen ab sofort frisch gekochte, warme und gut gewürzte Mahlzeiten auf dem Speiseplan stehen. Reduziert werden sollten Milchprodukte und tierisches Eiweiss, vor allem abends. Diese Nahrungsmittel sind schwer verdaulich und belasten die Verdauungskraft Agni. Empfehlenswerte Speisen sind zum Beispiel Gemüsecurrys mit frischen Frühlingskräutern oder saisonales Frühlings-Ofengemüse mit einem leichten Dip. 

Die wichtigste Massnahme, was die Ernährung betrifft, ist der Essrhythmus, also die regelmässigen Mahlzeiten mit Pausen dazwischen. Dauerhaftes «Snacken» ohne ordentliche Pausen zwischen den Mahlzeiten, so wie es aktuell sehr modern ist, stört die Verdauungskraft Agni und fördert die Bildung von Ama und Vermehrung von Kapha. Meine Empfehlung sind 2-3 regelmässige Mahlzeiten täglich, wobei die Hauptmahlzeit immer mittags sein sollte. Abends ist eine leichte Suppe mit frischen Frühlingskräutern zu empfehlen.

Welche alternativen Möglichkeiten für Reinigungskuren gibt es, wenn ich keine stationäre Pancha Karma-Kur machen möchte oder kann?

Mein Vater Dr. med. Wolfgang Schachinger hat ein grossartiges Konzept entwickelt, wie man eine traditionelle ayurvedische Reinigungskur nach den klassischen ayurvedischen Texten problemlos zu Hause durchführen kann. In den letzten Jahren haben wir das Konzept gemeinsam weiterentwickelt und bieten jetzt 3 x pro Jahr ayurvedische Reinigungskuren mit Live-Webinaren an. Das heisst, Sie können ganz bequem von zu Hause aus Ihre ayurvedische Reinigungskur durchführen, werden aber über Live-online-Vorträge von meinem Vater und mir begleitet. Wir haben mittlerweile mit mehreren Tausend Teilnehmer*innen Reinigungskuren durchgeführt und haben damit exzellente Erfahrungen gemacht und viele positive Rückmeldungen erhalten.

Das nächste Live-Webinar «Kräuter-Detox» startet am 04. März 2022 und bietet sich als perfekte Vorbereitung für den Frühling an. Vor allem, wenn Sie unter allergischen Symptomen leiden, sollten Sie mitmachen! Diese Reinigung ist aber auch für alle geeignet, die sich dafür entscheiden, Ihrer Gesundheit und sich selbst etwas Gutes zu tun.

Herzlichen Dank, Frau Dr. in med. Schachinger, dass Sie uns etwas von Ihrer kostbaren Zeit geschenkt haben, und wir hoffen, mit diesem Interview vielen von Allergien betroffenen Menschen hilfreiche Zusammenhänge und Wege aufgezeigt zu haben.

Leicht und beschwingt sollen sie mithilfe des Ayurveda den blühenden Frühling geniessen können.

Dr. in  med. Valeria Schachinger

Allgemein- & Ayurveda Medizinerin

  • Ayurvedadiplom der Deutschen Ayurveda Akademie
  • Ayurvedatherapeutin
  • Ausbildung und Diplom Orthomolekulare Medizin
  • Mikronährstoff-Coach®
  • Ausbildung in verschiedenen Krankenhäusern im In- und Ausland
  • Notarztdiplom

Eine Zusammenfassung – in Form eines Gesprächs per Zoom zwischen Dr. in med. Valeria Schachinger und Samira Moisio, der Geschäftsführerin der AyurVeda AG